
Endlich hat die unerträgliche Stille ein Ende. Der Bund munitioniert mal wieder die Europhoben auf und passt sich dem EU-Recht an. Ab kommendem Juli müssen Elektro- und Hybridautos mit Aussenlautsprechern ausgerüstet werden.
Weil Elektro-Fahrzeuge bis zu einer Geschwindigkeit von 20 Stundenkilometer fast geräuschlos sind, muss die Umwelt mit einem künstlichen Motorengeräusch beschallt werden. Wenn Sie sich jetzt noch nicht mit der flachen Hand an die Stirn geklatscht haben und so etwas wie «Die spinnen endgültig!» ausgerufen haben, machen Sie das spätestens jetzt, wenn Sie erfahren, dass das kein Witz ist. Gäbe es in Bundes-Bern eine offizielle Narrenkappe mit Schellen, sie wäre schon wieder vergeben.
Nicht auszudenken, was passiert, wenn die gleichen Beamten den Gedanken weiterspinnen. Die fragen sich dann, wie sich fehlende Beachtung in Ermangelung von akustischer Warnung auswirkt, und suchen Lösungen. Optisch hebt sich ein Kindergärtner – wenn er sich denn zu Fuss auf den Weg macht und nicht von seinen Helikopter-Eltern im Elektroauto gefahren wird – mit seinem Leuchtstreifen ab. Was aus aufgebockten SUVs, anderen Traktoren und Lastwagen nichts nützt. Von da oben übersieht man die Kinder im Sinne des Wortes. Genauso werden sie immer öfter von Erwachsenen niedergetrampelt, die nicht auf den Weg, sondern in ihr Smartphone starren. Da hilft nur eines: Lärm! Beispielsweise könnte man den Bälgern die frei werdenden Glocken umhängen, von denen die Tierschützer die
Kühe schon längst befreien wollen.
Ärger durch sich geräuschlos von hinten an Wanderer anschleichende Mountainbiker wird verhindert, wenn diese mit einem Nebelhorn ausgestattet werden. Ohnehin ist das zweirädrige Volk eine akustische Enttäuschung. Spätestens seit die Veloglockenpflicht von den gleichen Leuten abgeschafft wurde, die jetzt Motorengeräusche von Elektroautos hören wollen. Sinnvoll wäre sicher, das Megaphon auf dem Weg zur Klimademo auf der Lenkstange zu montieren. Passend zum Thema könnte Helene Fischer daraus «Atemlos» krakeelen oder alternativ das Motorengeheul eines Ferrari oder ein startender Kampfjet abgespielt werden. Weshalb noch niemand auf die geniale Idee gekommen ist, jedem Rollator serienmässig ein Martinshorn im Dauerbetrieb aufzusetzen, bleibt klar ein Geheimnis der narrenbekappten Beamten.
Damit all die Kuhglocken, Megaphone, Nebel- und Martinshörner auch ihre Wirkung entfalten, ist es unerlässlich, ein Phänomen unserer Zeit auszumerzen: das Tragen von Kopfhörern. Dies wird ab sofort verboten. Nur wer angesichts der steigenden Lärmbelastung ein Burnout geltend machen kann, darf sich mit ärztlichem Zeugnis einen Gehörschutz kaufen – krankenkassenpflichtig.