
Die Welt rennt bis zum Umfallen, getrieben vom Fintnesswahn. Doch es geht auch anders, wenn man etwas grosszügig zu sich ist.
Wenn im Fernsehen mal wieder ein Boxer dem anderen das halbe Ohr abgebissen hatte, lautete sein Credo: «Im Zweifel für den Angenagten.» Ansonsten ging weniger er in den Punch als der Punsch in ihn. Bocksprünge machte er nur für das gleichnamige Bier, Klimmzüge allenfalls mit «G» – an dem gleichnamigen Stängel. Als Liegestütze galt ihm eine robuste Matratze, und als Purzelbaum schlug lediglich die jährliche Tanne zu Buche, die er nach den Weihnachtsfeiertagen vom Balkon auf die Strasse zu wuchten pflegte. (Eine Tanne, die zu Buche schlägt? Schon per se ein Paradoxon …) Seine einzige Rolle rückwärts war eine Frühlingsrolle, die ihm nach einem Chinarestaurantbesuch wieder hochgekommen war.
Bierschwere
Sein Interesse für Barren beschränkte sich auf die in anderer Leute Bankschliessfächer, und Reck kannte er nur als Imperativ, in der Regel ergänzt um die Wortfolge «… dich doch mal nach dem Kasten Bier da!» Anstoss erregte er dadurch oft bei seiner Frau – die er ansonsten kaum noch zu erregen vermochte, glänzte er doch immer öfter in den entscheidenden Momenten durch einen Phallrückzieher. Sein persönlicher Super-G war sein stetes Bemühen um grösstmögliche Gravitationswirkung auf die heimische Couch. Seine häufigsten Aufschläge waren denn auch die auf den Boden nach einem von hinreichender Bierschwere verursachten Sturz von derselben. Schmettern tat er allenfalls die Nationalhymne bei der Übertragung von Länderspielen im TV, und seine Pole-Position war die ganz vorn im Fernsehsessel bei der «Sportschau».
Leibesertüchtigung
Seine Einwürfe waren gefürchtet, besonders der: «Ja, gibt’s denn hier nix Anständiges zu trinken?» Sein berühmter Hat-Trick bestand darin, selbst in scheinbar ausweglosen Situationen doch noch irgendwoher eine Flasche Schnaps aus dem Hut zu zaubern. – Nach deren Konsumierung er denn auch schon mal durch die eigene Wohnung Slalom lief. Womit er geistig voll auf Tor-Linie lag. Seine Eckfahnen, erworben in den gleichnamigen -kneipen, rochen meist nach Schnaps. Letztendlich hatte sein eigenwilliges Verständnis von Leibesertüchtigung einen entscheidenden Leber-Haken. Ob sein letztes Hemd ein Gelbes Trikot war, ist nicht überliefert. Jedenfalls schloss er seine sportliche Bilanz frühzeitig ab – mit einem Saldo mortale.