
Es ist nur ein kleiner Satz für eine Gottheit, aber ein grosser Fluch für die Welt: «Macht euch die Erde untertan.» Von allen Geboten, die wir uns in die Bibel diktieren liessen, haben wir kein anderes konsequenter befolgt als dieses. Der vor Monatsfrist veröffentlichte Uno-Bericht zur Biodiversität nennt dazu eine Zahl: 75 Prozent der globalen Landoberfläche hat der Mensch massgeblich verändert. Da heisst es nicht mehr Natur pur, sonder nur noch poor nature. Millionen Arten werden uns nicht mehr beiwohnen können, wenn wir die restlichen 25 Prozent Land auch noch a) abholzen, b) zubetonieren, c) vergiften, d) verstrahlen. Tipp: Mehrere Optionen sind möglich.
Was haben wir deshalb für ein Glück, dass sich unser Weltraum in den vergangenen Jahrhunderten massiv erweitert hat! Während das vorkopernikanische Menschengeschlecht noch dumpf geozentrisch auf einer Scheibe vor sich hinvegetierte, eingeschlossen in eine Reihe kristallener Himmelssphären, warten heute die unendlichen Tiefen des Alls darauf, der menschliche Gestaltungskraft anheimzufallen.
Dort, über den Wolken, dürfen wir unseren biblischen Auftrag noch einmal ganz von vorne durchspielen. Gott mag zwar seit Nietzsche tot sein, aber es steht ausser Zweifel, dass alles, was wir da draussen finden, ausdrücklich uns zugedacht ist. Wir brauchen uns somit nur noch in erprobter Manier gegenseitig die Köpfe einzuschlagen, wem wie viel zusteht. Die aktuelle Weltlage hat 50 Jahre nach der ersten Mondlandung dazu geführt, dass die Ambitionen der Nationen erneut über die Stratosphäre hinauswachsen. Erst gerade ist eine chinesische Sonde auf der Rückseite des Mondes gelandet und eine israelische Mission auf der Vorderseite zerschellt, während Indiens Premier als machtbewusste Wahlkampfeinlage einen Satelliten vom Himmel ballern liess. Man sucht militärische Überlegenheit und träumt von interstellaren Rohstoffquellen. Da will natürlich auch Donald Trump nicht abseits stehen und bald wieder bemannt zum Mond fliegen, wenn auch leider nicht persönlich und dauerhaft. Der Krieg der Sterne hat begonnen, ohne dass sich auch nur eine ausserirdische Zivilisation unserem Sonnensystem genähert hat. Der Mensch, dieser Nabel des Alls, kriegt das alles ganz allein hin. Wie heissts doch gleich? – Wie auf Erden so auch im Himmel.