Ueli trifft die Superstars

Roland Schäfli | veröffentlicht am 06.12.2019

Ueli Maurer ist 2019 durch erhöhte Reisetätigkeit aufge­fallen, weshalb man ihn auch schon den «Thomas Cook von Bern» nannte. Der umtriebige Bundespräsident hatte sich vorge­nommen, alle in der internationalen Kritik stehenden Per­sönlichkeiten persönlich aufzusuchen. Der Nebi darf exklusiv sein Reisetagebuch abdrucken.

Ueli trifft die Superstars
Marina Lutz | (Nebelspalter)

APRIL: Meine Berater sagen, es gehe bei meinem Besuch in China um die Seidenstrasse. Glücklicherweise sind wir dann aber doch geflogen. Ich bin ja nicht Greta. Immer wieder hört man, wir sollen doch mit den Chinesen nicht geschäften, wegen der Menschenrechte. Als ich dort eine Parade abnehmen durfte, sah ich aber keinen einzigen demonstrierenden Tibeter. Scheint also alles in Butter zu sein. Apropos Butter: Die Peking-Ente kann ich nur empfehlen.
PS: Kleiner Fauxpas, als der China-Präsident Xi mit mir Duzis machen wollte, und ich sagte ihm, ich sei nicht auf Xing.

MAI: Bei meiner Ankunft in Washington gleich einen Trump-Witz erzählt, um die Stimmung aufzulockern. Das hätte man sich daheim sicher nicht träumen lassen, dass ich mal im Weis­sen Haus ins Gästebuch schreibe! Darin bin ich geübt, weil Christoph verlangt, dass ich mich jedes Mal bei ihm in Herrliberg auch am Empfang eintrage. Ich schrieb dann «Trgethe a head!» in Trumps Poesie-Album. Das Wort «a head» hatte ich erst grad von den Chinesen gelernt. Dort hat das mit Köpferollenlassen zu tun.
PS: Sein Büro ist übrigens rund, und ich habe ihm gesagt, das wäre für mich äusserst unpraktisch, weil ich so ja nirgends das Gestell mit den Kuhglocken aufbauen könnte.

SEPTEMBER:  Meine alte Wirkungsstätte, die Armee, hat zu viele Zivis und zu wenige Duros. Diesen Prozess muss man umkehren. Leider kehrt aber nur Armeechef Rebord um. Der konnte kaum noch gerade stehen. Das war mal nicht wegen eines neuen Apéro-Skandals, sondern wegen eines Hüftproblems. Jedenfalls suchte Viola einen neuen Chef. Ich habe im Witz noch gesagt, sie könnte ja auch mal jemanden nehmen, der z.?B. von einer Bank kommt und im Militär nur Sanitäter gemacht hat.
Merke: Niemals ironische Bemerkungen bei Frauen.

SEPTEMBER: Plötzlicher Rücktritt vom SBB-Meyer. Na ja, besser als Vortreten. Das kann bei den vollen Perrons böse ausgehen. Einer weniger, der mit dem Gratis-Abo Zug fährt. Jeder Passagier weniger ist ein Fortschritt.

OKTOBER: Weiss gar nicht, warum man meinen Trip nach Saudi-Arabien zu Hause «umstritten» nennt. Wir haben gar nicht gestritten, im Gegenteil, die waren alle sehr nett, obwohl ich nicht wie damals die Calmy ein Kopftuch angezogen habe. In der Kritik war immer die Rede von Kashoggi. Darum habe ich als Geschenk sicherheitshalber keine Toblerone, sondern ein Schweizer Sackmesser mitgebracht. Die Netikette mit dem König ist für mich ja nichts Neues. War oft genug in Herrliberg zu Gast.
PS: Die Kritiker zu Hause schreiben, ich solle aufpassen, wenn ich die Hände dieser Staatsmänner schüttle, da klebe Blut dran. Aber ich wasche sie nachher ja gründlich.

OKTOBER: Der Überwachungsskandal der CS bricht aus. Wir sind wegen der «too big to fail»-Regel anfänglich ein bisschen erschrocken. Aber offensichtlich kann die CS sich so einen Fail leisten. Ich hab nur gesagt: «Wenn ihr so eine Überwachung einen Skandal findet, dann solltet ihr erst Mal nach China zu Xing mitkommen.»

NOVEMBER: Muss Ende Jahr noch nach Moskau. Blöd gelaufen. Als Treffpunkt wurde «Kreml» vorgeschlagen. Als ich kam, hatte Putin noch nicht mal ein Hemd angezogen. Er sagte, er wolle in der Ukraine die Muskeln spielen lassen. Da hab ich das Wortspiel dann gemerkt. Putin hat eine engere Zusammenarbeit mit der Schweiz vorgeschlagen. Falls er damit meint, dass wir jeden Tag FaceTime machen, muss er sich aber ein Hemd anziehen.
PS: Die Presse zu Hause sagte, ich mache bei Putin einen Drahtseilakt. Woher die so was nur immer haben? Ich habe meine Berater gefragt, ein Drahtseilakt wurde von mir im Programm gar nicht verlangt.

Wieder zu Hause. Der Chef sagt, ich sei ein richtiger Weltenpummler geworden. Habe ich so stark zugenommen?
Merke: Zu viel Peking-Ente gibt am Ende auch ein Hüftproblem.

DEZEMBER: Am Postauto-Skandal sei der Bundesrat zwar mitschuldig, aber gegen Doris Leuthard gibts keine Beweise. Sie hat also befolgt, was ich sagte: «Schreib ja nichts schriftlich auf, Doris! Mach höchstens einen Reise-Blog!» Dafür hat sie jetzt ein cooles Mandat beim Zugbauer Spuhler. Damit kommt man natürlich weiter als mit einem Duro.

Aber auch ich habe als Reise-Blogger viel gelernt. Über fremde Kulturen. Andere Länder, andere Menschenrechte! Ich hab überall eine Absichtserklärung unterschrieben. Aber meine Berater sagen mir, die Absicht könne man ja auch wieder ändern.
PS: Jetzt bricht hier noch die Schweinepest aus. Das würde meinen Freunden in Saudi-Arabien nie passieren.

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