
Prinz Harry zieht mit seiner Gattin nach Nordamerika und gründet dort die freistaatliche Monarchie Meghanien. Wie undankbar für seine Grossmutter, Ihre Majestät. Über die spezielle Rolle der Grosseltern in der Erziehung und die Schuldfrage beim Megxit.
Er hatte alles und hinterliess nichts als verbrannte Erde: Prinz Harry, Duke of Sussex, als Angehöriger des britischen Hochadels mit dem goldenen Löffel verzogen? Harry will nicht mehr Royal sein, zusammen mit Ehefrau Meghan legt er seine königlichen Pflichten nieder und droht, zumindest temporär nach Nordamerika abzuhauen. Wie muss sich da nur seine Grossmutter, die Queen, fühlen? Schliesslich spielen Grosseltern in der Erziehung eine besondere Rolle. Das gilt für den Hochadel genauso wie für Normalsterbliche. Eine Extrastunde aufbleiben, ein Extrakeks, obwohl die Zähne schon geputzt sind, und Fernsehen unlimited.
Lang lebe der König
Grosseltern sind in der Erziehung erster wichtiger Platzhalter. Stirbt etwa ein Elternteil, so wird die Erziehung automatisch an die vorherige Generation «zurückvererbt». Prinz Harry verlor seine Mutter, Prinzessin Diana, kurz vor seinem 13. Geburtstag. Nun, verheiratet, Vater und 35-jährig, kommt es zum Bruch mit dem Königreich. Umso verständlicher ist die Konsternation bei seiner Grossmutter, die nach Lady Dis Unfalltod die Rolle der Erzieherin «zurückvererbt» bekam. Plötzlich ist das Grossmuttersein nicht mehr so toll. Alles hatte sie für Harry getan – und das soll der Dank dafür sein?
Enkel Henry, wie Prinz Harry von seiner Grossmutter gerufen worden sein dürfte, legt nun erst so richtig los. Immer seltener wird er seinem Versprechen gerecht, zwischendurch im Königreich zu wohnen, unter der grosselterlichen Beobachtung konnte er den Zapfenstreich schliesslich schon früher problemlos hinauszögern.
Bald haben sich Harry und Meghan gänzlich von Grossbritannien losgesagt, sie sind jetzt finanziell unabhängig vom Königreich, da Meghan in Hollywood durchstartet, während sich Harry seine Zeit mit Kostümpartys und Endlosfernsehen vertreibt. Für Erziehungstherapeuten ist längst klar: Harry wird die Muster aus seiner Erziehung immer wieder durchleben müssen, bis ihm seine Grossmutter den einen Wunsch erfüllt, den sie ihm nicht erfüllen kann. Harry will König sein. Und weil diese Rolle für seinen grösseren Bruder William reserviert ist, bricht Harry seiner Grossmutter nun das Herz.
Es ist nie zu spät
Die Queen lässt indes nichts unversucht. «Junge, komm bald wieder», immer wieder dieser eine Satz, mit dem sie ihre zahlreichen Briefe an Harry beginnt. Er ist Ausdruck der grossen Sehnsucht einer fürsorglichen Grossmutter, die unfreiwillig in die Rolle der Erzieherin hineinwachsen musste und für ihren Enkel doch stets nur das Beste wollte.
Endlich Grenzen setzen
Prinz Harry, nun völlig ausser Kontrolle geraten, reagiert auf keinen dieser Briefe. Zu beschäftigt ist er mit der Gründung der freistaatlichen Monarchie Meghanien. Die Geburtsstunde derselben wird mit einer grossen Kostümparty gefeiert, zu der auch Queen Mother eingeladen ist. Sie bringt Kekse, setzt sich mit ihrem Enkel vor den Fernseher und sagt sanft: «Noch fünf Jahre und dann kehrst du zurück.» Harry ist völlig baff. Noch nie hatte seine Grossmutter eine Forderung derart konsequent ausgedrückt. Dem Prinzen werden endlich Grenzen gesetzt. Mit ihrer laxen Erziehung verantwortete die Queen den Megxit. Doch ist es auch ihren Erziehungsmethoden zu verdanken, dass der Spuk ein Ende nehmen wird.
«Irgendwann wirst du verstehen, dass ich nur das Beste für dich will», sagt die Queen zu ihrem Enkel, wenn dieser nach England zurückkehrt. Während sie ihm zärtlich durch die roten Haare fährt, wird dem Duke of Sussex klar: Auch bei Oma kann man sich nicht alles erlauben.