Reflexionen des Schweizers

Roland Schäfli | veröffentlicht am 31.01.2020

Die Massage der Fusssohle wirkt sich auf die unterschiedlichsten Körperstellen aus. Nach der Lehre des ganzheitlichen Körperbilds sind alle Körperteile verbunden, auch wenn der Schweizer Körper das mit seiner Abneigung gegen die An­bindung an Europa nicht wahrhaben will. Der menschliche Körper spiegelt sich im Fuss. Das ist auch der Grund, dass Schweizer Füsse nach Käse riechen.

Reflexionen des Schweizers
Marina Lutz | (Nebelspalter)

Blinddarm: Nutzlos und meist entfernt, bevor er allzu sehr stört; vergleichbar mit der BDP, die ebenfalls sackförmig nach unten ragt und bereits Bauchschmerzen verursacht.

Dickdarm: Wird im Geschäftsleben am unteren Teil von Untergebenen geküsst. Der Dickdarm ist für ein ausgeglichenes Darmklima verantwortlich und soll auch unangenehme Vorgänge parfümieren, im politischen Kontext mit der FDP vergleichbar. Riecht trotzdem scheisse.

Dünndarm: Wird im Schweizer Körper bis zu fünf Meter lang und wächst parallel zu den Krankenkassenprämien. Das geht wiederum an die Nieren.

Ellenbogen: Abnutzung stark ausgeprägt bei Personen in Karriereposten, wo der Ellbogen beidseitig eingesetzt und mehrmals täglich ruckartig nach aussen gestossen werden muss.

Gallenblase: Dieses Organ nimmt der Schweizer immer häufiger in Anspruch, da er Ärger runterschlucken muss, obwohl ihm die Galle hochkommt. Etwa wenn das Handy nicht geht, aber der Anbieter nicht gewechselt werden kann, weil man einen lebenslangen Vertrag unterzeichnet hat, der länger hält als ein Gallenstein.

Gelenkmaus: Knorpelschädigung bei starker Beanspruchung durch Büroarbeit. Löst ein Knorpel sich vom Knochen ab, so bewegt er sich frei durchs Gelenk wie die Jungsozis in der SP.

Gelenkpfanne: Der Schweizer muss insbesondere bei Callcentern den Reflex unterdrücken, den Anrufer mal richtig in die Gelenkpfanne zu hauen.

Hoden: Wo der Schweizer früher zwei hart gekochte Eier hatte, stellen Therapeuten heute fest, dass nur noch ein Weichei übrig geblieben ist.

Hüfte: Hier handelt es sich nicht um echte Beschwerden, sondern um Phantomschmerzen. Die Werbung suggeriert mit schlanken Models, dass der Schweizer zu viel auf der Hüfte habe.

Ischiasnerv: Meldet sich, wenn dringend Erholung nötig wird, zum Beispiel auf der Ferieninsel Ischia. Medizinisches Paradoxon ist, dass der Schweizer dann ein Ferienland bucht, über das er sonst das ganze Jahr hindurch schimpft.

Knie: Das Gelenk, das von Frauen benutzt wird, um es im Bedarfsfall nach oben in die Weichteile (siehe auch: Hoden) einer männlichen Person zu recken, die eine politisch unkorrekte Bemerkung macht. Das Schlottergelenk rührt von der Instabilität, mit der das Frauen-Knie eingesetzt wird: Weil der Reflex von der Attraktivität des Gegenübers abhängig ist, weiss das Knie nicht mehr, wohin es soll. Experten sprechen deshalb auch vom «Wackelknie».

Lunge: Die Atembeschwerden des Schweizers sind auf erhöhtes Verkehrsaufkommen zurückzuführen. Die grüne Politik will künftig wieder beide Lungenflügel voll beatmen.

Leber: Das zentrale Organ des Stoffwechsels muss permanent schädliche Importe aus China entgiften, die man durch Online-Shopping selbst mitverschuldet. Da diese Stoffe immer weniger verwertet werden können, werden sie im Stoffwechsel direkt der Ausscheidung zugeführt (in der Laiensprache auch als «Freihandelsabkommen» bekannt).

Nase: Beginnt gemäss medizinischem Halbwissen zu jucken, sobald jemand an einen denkt. In letzter Zeit juckt das Riechorgan des Schweizers öfter, weil die Behördenmitglieder der staatlichen Überwachung häufiger an ihn denken. Das stinkt der Nase nur so lange, bis sie für diesen Geruch unempfindlich geworden ist.

Nebenhöhlen: Dort, wo der Schweizer auch nach der Auflösung des Bankgeheimnisses doch noch wertvolle Stoffe einlagert.

Niere: Sie soll den Wasserhaushalt filtern. Da das Schweizer Trinkwasser Giftstoffe aufweist und weniger Hahnenburger getrunken wird, droht der Niere die Einführung der Kurzarbeit.

Schambein: Langjährige SBB-Forschungen zeigen, dass sich dieses durch das Sitzen in Zügen zurückbildet, weshalb Zugfahrer in ihren störenden Angewohnheiten immer weniger Scham zeigen. Und schon gar nicht wollen sie während der Fahrt auf dem Schambein stehen.
Schleimbeutel: Ein kleines, flüssigkeitsgefülltes Säcklein, das an Stellen mit erhöhter Druckbelastung vorkommt, daher vor allem in höheren Kaderstellen anzutreffen, wo Schleimbeutel (hinter ihrer Wirbelsäule «fieser Sack» genannt, siehe auch: Hoden) den Druck nach unten an gebeutelte Mitarbeiter weitergeben.

Speiseröhre: Der gierige Schlund des Schweizers, der mehr herunterwürgt, als ihm bekommt. Bei Waffenexporten in kriegführende Nationen kann er sich darum verschlucken. Das anschliessende Japsen nach Luft klingt genauso wie die Erklärung der Neutralität.

Trapezmuskel: Seit der Musculus trapezius in der Schweiz immer weniger durch Zirkusbesuche trainiert wird, fällt er der Verarmung anheim. Im Fall des Zirkus Royal ist praktisch kein Muskel mehr vorhanden, sodass der nackte Knochen freigelegt ist.

Wirbelsäule: Wird aufgrund einer Fehlhaltung immer krummer, da der Schweizer gleichzeitig Katzbuckeln und den Kopf ducken muss (siehe auch Gesäss: durch zahlreiche Arschtritte deformiert).

Zähne: Ursprünglich ein Hartgebilde in der Mundhöhle, hat sich das Gebiss des Schweizers durch starkes Zähneknirschen weit­gehend abgeschliffen; Fachbegriff von hier praktizierenden deutschen Zahnärzten: Schweizer hat keinen Biss.

Zwerchfell: Verkümmert, da der Schweizer wenig zum Lachen findet (bei Nebi-Abonnenten hingegen alarmierend vergrössert). Der altgermanische Begriff Zwerchfell rührt von der ursprünglichen Bedeutung her, dass man über Zwerche (Zwerge) lachen darf, weil die ein dickes Fell haben (siehe Knie).

Zwölffingerdarm: Der am meisten überschätzte Darm, da er gar nicht über zwölf Finger verfügt und der Hausarzt ihn bei der Prostata-Untersuchung mit einem einzigen Finger erreichen kann.

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