
Wie im Alten Testament erwähnt, wollten die Babylonier einen Turm bauen, dessen Spitze an den Himmel reiche, um sich so Gott gleichzustellen. Um das zu verhindern, liess dieser die Bauarbeiter plötzlich verschiedene Sprachen sprechen, so dass sie sich nicht mehr verständigen konnten.
Finanzen
Das kann heute nicht mehr geschehen, auch wenn bei hässlichen Hochhausbauten (Schwarz-)Arbeiter etlicher Nationen und Sprachen beteiligt sind – das Projekt scheitert höchstens an den Finanzen. Allerdings reicht das höchste Gebäude unserer Zeit mit 828 Metern in Dubai – wo denn sonst – auch nicht bis zum Himmel, wobei natürlich zu definieren wäre, auf welcher Höhe der Himmel eigentlich beginnt. Bei einigen Menschen bereits auf der Erde selber, andere erreichen ihn nie, noch andere nach ihrem Ableben. Gar nicht zu reden von der Architektur, die oftmals auch zum Himmel stinkt. Nebenbei sei erwähnt, dass ein neues Rekordhochgebäudetürmchen in Dubai – wo denn sonst – geplant ist: 1300 Meter. Wenn das in diesem Islam-Staat so weitergeht, reichts dann vielleicht doch einmal – mindestens bis zu den begehrten Jungfrauen …
Bescheidenheit
Da backen wir in der Schweiz viel kleinere Brötchen, also Hochhäuschen, denn wir können unseren Grössenwahn anderweitig ausleben, etwa mit Bankenhäuschen. Aber es ist nicht verwunderlich, dass das höchste Gebäude in unserem Land mit 178 Metern dem grössten Pharmakonzern gehört, der Roche in Basel, die nebenan mit 205 Metern gleich ein zweites plant, womit sie nicht nur die Umgebung, sondern auch die Konkurrenz in den Schatten stellt.
Hochhäuser sind nach den 1960er- und 1970er-Jahren wieder am Boomen, vor allem aus Prestigegründen und nicht etwa, um das heute geforderte verdichtete Bauen in den urbanen Gebieten zu fördern oder ästhetische Gebäude zu errichten. Nicht verwunderlich, dass sich deshalb Zürich und Basel einen Konkurrenzkampf auf höchstem Niveau jenseits der protzigen 100-Meter-Marke liefern. Jetzt ist Bern auch aufgewacht und will – in dieser Stadt ist es ja bekanntlich nie zu spät – in diesem Höhenwahn ein wenig mitmischen. Eben nur ein wenig, weil in der Hauptstadt die Faustregel gilt, dass kein Gebäude höher sein soll als der elegante 100 Meter hohe Turm des Berner Münsters.
Jenseits
Gebaut wird der 100 Meter hohe Bäre Tower – der Name ist Programm –, geplant ist ein 110-Meter-Hochhaus, jenseits der Faustregel. Und die einmalige Aussicht im Restaurant Panorama zuoberst im Bettenhochhaus des Inselspitals auf 80 Metern reicht Bernerinnen und Bernern allemal!
So sind jetzt in unserem Land 160 Hochhäuser geplant, die wohl kaum einen architektonischen Schönheitspreis gewinnen werden, mit 15 bis 25?% höheren Baukosten und entsprechenden Mieten, für Abergläubische ohne 13. Stock (Tatsache), für Schwindelfreie, für Familien mit Kindern in Batteriehaltung, für Liftfetischisten.