Corona rettet die Erde

Ralph Weibel | veröffentlicht am 28.02.2020

Verschwörungstheoretikern kommt das Coronavirus gerade recht. Endlich kann der nahe Weltuntergang wieder prognostiziert werden. Doch genau das Gegenteil ist der Fall. Die drohende Pandemie ist gewollt und macht aus unserer Welt eine bessere. Dies haben Abhöraktionen des ‹Nebelspalter› mit dem Schweizer Qualitätsprodukt der Crypto AG ergeben.

Corona rettet die Erde
Angel Boligan | (Nebelspalter)

Neuem begegnet der Mensch grundsätzlich skeptisch. Der letzte deutsche Kaiser, Wilhelm II. sagte: «Ich glaube an das Pferd. Das Automobil ist eine vorübergehende Erscheinung.» Sir Erasmus Wilson glaubte 1878: «Wenn die Weltausstellung in Paris zu Ende geht, wird man nie mehr etwas von elektrischem Licht hören.» Man wäre heute froh, Bill Gates hätte sich nicht geirrt, als er 2004 sagte: «Das Spam-Problem wird in zwei Jahren Geschichte sein.» Irren ist menschlich und Irre auch. So gesehen ist Donald Trump ein Mensch. Zur Beruhigung aller Panik-Pandemisten sei schon früh in diesem Text erwähnt: Sie haben SARS überlebt, die Schweinepest, Vogelgrippe, Rinderwahnsinn und wahrscheinlich werden Sie auch Trump überleben.


V-Effekt
Dieser profitiert bis jetzt am meisten vom Coronavirus. Zum einen absorbierten die Schlagzeilen aus der chinesischen Provinz Wuhan just in jenem Moment die Medienwelt, als das Amtsenthebungsverfahren gegen den US-Präsidenten lief. Ein Tor, wer an einen Zufall glaubt. Angesichts der Krankheit Covid-19, wie sie seit kurzem offiziell heisst, erscheint uns etwas Amtsmissbrauch doch lächerlich. Dazu bekommt Trump recht, wenn er sagt, der Chinese ist eine Bedrohung für die Welt. Was kein Handelskrieg mit Zöllen und Einfuhrbeschränkungen seit zwei Jahren zustande brachte, die chinesische Wirtschaft zu schwächen, erledigt das Coronavirus in wenigen Tagen. So rutschte der Shanghai A-Index vom Vierjahreshoch Mitte Januar bis Anfang Februar um bis zu 15 Prozent nach unten. Kleiner Börsentipp am Rande: Wie sich schon bei anderen Krisen zeigte, Fukushima, Eurokrise, der Irak-Krieg, setzt ein V-Effekt ein. Die Kurse fallen steil und steigen ebenso schnell wieder. Also ab und das Ersparte in China investieren!

Womit wir bei den nächsten Profiteuren des Coronavirus wären, der Pharmaindustrie. Das Biotech-Unternehmen «Gilead Sciences» erhielt von den chinesischen Behörden die Zulassung für klinische Versuche des Anti-Virus-Medikaments «Remdesivir» und schwupp, stieg der Gilead-Kurs, nach Monaten des Krebsgangs, um über zehn Prozent. Auf einem ähnlichen Bullen reiten die Produzenten von Gesichtsmasken.


Land des Lächelns
Doch die Profiteure sind nicht nur finanzieller Art. Der Chinese an sich trägt ja gerne eine Gesichtsmaske. Nicht zuletzt, wenn er in der kapitalistischen Sonderverwaltungszone Hongkong gegen das sozialistische Mutterland demonstriert. Ein zeitweiliges Verbot ist jetzt ganz vom Tisch. Im Gegenteil, bei grossen Menschenansammlungen, was angesichts der Überbevölkerung der Fall ist, wenn man in China vor die Türe tritt, soll erst recht eine Gesichtsmaske getragen werden. Das ist doch ein Erfolg für die Kämpfer für mehr Freiheit und Demokratie. Unbestätigten Gerüchten zufolge soll China das Prädikat «Land des Lächelns» übrigens deshalb verdienen, weil das Volk ständig und überall überwacht wird, jeder Abfalleimer Gesichter filmt und man sich deshalb nicht wagt, grimmig zu schauen, um sein Sozialpunkte-Konto nicht zu strapazieren. Ja, das gibt es zur Überwachung des sozialen und politischen Verhaltens. Auf der anderen Seite nutzt der autokratische Führer Xi Jinping die Gunst der Stunde und demonstriert seinerseits, zu was der Chinese fähig ist. Beispielsweise ganze Spitäler in wenigen Tagen zu bauen. Bleibt zu hoffen, die fallen erst zusammen, wenn alle Corona-Patienten wieder entlassen sind.


Fledermaus-Virus
Freudig Applaus spendet Greta für die drohende Pandemie, weil ganz viele Flugzeuge am Boden bleiben. Was Vernunft und Mahnungen nicht fertigbrachten, hat der Fledermaus-Virus – nennen wir ihn so, weil er aus einer ebensolchen Suppe aus Wuhan kommen soll – in wenigen Tagen erreicht. 70 Gesellschaften canceln alle Flüge von und nach China. Freude herrscht auch in vielen Städten, die unter Overtourism leiden. In Venedig gibt es wieder freie Gondeln, in Interlaken und Luzern sieht man wieder den See statt Chinesen und in Barcelona wurde der «Mobile World Congress 2020», die weltweit wichtigste Mobilfunk-Messe, Ende Februar abgesagt. Hat ohnehin schon jeder ein Smartphone. Und während das Virus die Befürworter eines Verhüllungsverbots vor Probleme stellt, deutet vieles darauf hin, dass die Modeindustrie in der kommenden Saison voll auf Burkas setzen wird.

Zum Schluss noch die grösste Profiteurin von allen, wenn uns denn Corona oder Covid-19 dahinrafft: die Erde. Sind wir ehrlich, nach 4,6 Milliarden Jahren Evolution sind Menschen ihr grösstes Problem. Und wir werden immer mehr. In den vergangenen 50 Jahren hat sich die Weltbevölkerung auf acht Milliarden verdoppelt. Das kann man jetzt schön finden oder nicht, aber unser Klima, die Umweltbelastung, also die ganze Erde krankt an uns. Aber solange wir krank sind, sind wir wenigstens noch nicht tot.

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