
Lasst uns gute Miene zum bösen Spiel machen und hoffen, der Albtraum werde irgendwann zu Ende gehen.
Interessanterweise ist die aktuelle Coronakrise vor allem das, ein Albtraum. Für die einen, weil die Fussball-EM und die nationalen Meisterschaften abgesagt wurden, und für die anderen, weil es trotz Solidaritätsaufrufen noch immer Menschen gibt, die den drohenden Weltuntergang auf die leichte Schulter nehmen. Egal zu welcher Fraktion Sie gehören, sicher ist, die Welt wird nach Corona, so ein Teil von uns das Virus überlebt, nicht mehr dieselbe sein. Die Folgen werden gegenwärtig, zeitnah, mittel- und längerfristig zu sehen sein.
Corona rettet Leben
Nehmen wir das Positive vorneweg. Die Umweltverschmutzung ist fast über Nacht in einem Masse reduziert worden, wie wir es nicht zu träumen gewagt hätten. Es gibt Forscher, die davon ausgehen, dass durch den Lockdown und seine positiven Folgen für die Umwelt mehr Menschen gerettet werden, als durch das Coronavirus sterben. Ein weiterer Punkt könnte das Innehalten vor dem weltweiten Wachstumswahn sein und – Bankenkrise hin oder her – dem wieder erstarkten Casino-Kapitalismus. Vielleicht schaffen wir es, uns zu entschleunigen in unseren Homeoffices. Wobei, und man darf das nicht vertuschen, die auferzwungenen Erfahrungen teilweise negative Auswirkungen zeigen.
Noch nie gesehen
So soll die Akzeptanz für einen Vaterschaftsurlaub signifikant gesunken sein, nachdem die Väter erkennen mussten, wie viel einfacher es ist, hinter einem Schreibtisch zu sitzen und zum Ende des Jahres einen fetten Bonus einzustreichen, weil man wenigstens nichts richtig falsch gemacht hat, als das zu bewältigen, was die Frauen neben ihrem Teilzeitjob an der Heimatfront leisten: Kochen, Kinderbetreuung und Kosmetik.
Das Fehlen von Verschönerungstechnikerinnen könnte in den kommenden Wochen vermehrt zu Aussprüchen führen wie «Schatz, so habe ich dich ja noch gar nie gesehen!» Gerüchten zufolge soll das Verbot von Ansammlungen von über fünf Menschen vor allem dem Vertuschen von Haarfärbeansätzen, zerbröselnden Shellacnägeln und botoxunbehandelten, gefurchten Stirnen dienen. Angesichts dieser optischen Prüfungen stellt sich die Frage, ob Coiffeur-Salons, Nail-Studios und Schönheitsfarmen nicht zu den (über-)lebenswichtigen Einrichtungen gehören. Wer diese Frage mit «nein» beantwortet, muss sich bewusst sein, dass es in einem halben Jahr viele Traumapatienten geben wird, die therapiert werden wollen.
Doch jetzt driftet dieser vom Bundesamt für geistigen Durchhaltewillen gesponserte Artikel etwas ins Negative ab. Sollte er aber nicht, weil es durchaus positive Aspekte gibt. Beispielsweise der zu erwartende Corona-Babyboom. Ja, man kann in so einer Situation auch mal an so was denken und nicht nur ans Kelleraufräumen.
Alle Jahre wieder
Weitere positive Seiten werden die neue Bescheidenheit sein, die wir lernen, und das Umdenken, da wir ohnehin alle verarmen. Künftig bringt man als Besuch keinen überteuerten Merlot mehr mit, sondern einfach eine Rolle Klopapier oder einen Beutel Fertigrösti aus dem legendären Hamsterkauf im März 2020.
Angesichts der positiven Aussichten dank der Folgen von Corona; entlastete Umwelt, Entschleunigung, Neuordnung der Finanzmärkte, Babys gegen die auf den Kopf gestellte Alterspyramide und so weiter überlegen erste Regierungen, ähnlich wie bei dem heilsamen Fasten, den Betrieb künftig jedes Jahr im Frühling für ein paar Wochen herunterzufahren.