
Ach wie schön ist Griechenland. Gerade jetzt im Frühling. Sich berauschen am süssen Duft des Hibiskus. Und erst all die Scherben der Antike, pardon, das Erbe der Antike. Hochkultur zum Niederknien. Wir waren gerade dort, Sonne pur, niemand da ausser uns.
Es war wunderbar. Nur das Essen war katastrophal. Gleich in unserem Hotel gab es eine kleine Taverne, also ein Tavernchen, so klein war die, eigentlich nur eine offene Küche und ein einzelner, langer Holztisch. Eine Speisekarte gab es nicht. «Ich koche für euch, was ich grad habe», sagte der Wirt. Das klang wie das Versprechen eines dionysischen Festmahles. Aber am Schluss schmeckte es, als hätte ich es gekocht.
Was ich ja auch hatte. Denn natürlich sind wir nicht nach Griechenland gefahren und auch nirgendwo sonst hin, sondern brav zu Hause geblieben. Aber nach endlos scheinenden Wochen Homeoffice und Homeschooling hiess es über Ostern für uns alle «Home Holidaying». Also Stubenarrest wie vorher, aber nichts zu tun. Darum verreisten wir. Im Kopf. Und mithilfe von Wikipedia, dem vergilbten Silva-Bildband «Griechenland» von 1964 und landestypischer Küche. Das war zumindest die Idee. Aber der lokale Volg ist halt kein griechischer Feinkostladen. Und so kochte ich, was ich grad hatte: Gefüllte Weinblätter? Geht sicher auch mit den Risotto-Resten vom Vortag und Kopfsalatblättern, dachte ich. Und wer sagt denn, dass Cervelats nicht auch als frittierte Tintenfischringli taugen? Die Kunst ist die Panade.
Ich konnte mir das Resultat mit zwei, drei Ouzo (alias Kirsch) schöntrinken, aber die Kinder motzten. Also disponierten wir um. Ferien heisst, Kompromisse machen. Der Kleine bestand darauf, endlich einmal seine Lieblingstiere in natura zu sehen. Also gingen wir auf Affensafari, inklusive Beweisfotos (Plüschgorilla im Gummibaum). Danach bekam die Grosse ihre langersehnten Reitferien. Aber als sie nach 50 Runden im gestreckten Galopp durch die Stube meinte, das Kinderplanschbecken würde einen prima Wassergraben fürs Springreiten abgeben, bockte ich und warf sie ab.
Plötzlich war das brave Pferd ein blöder Esel und beinahe wäre die Stimmung gekippt. Aber eine Runde Gelati, die meine Frau spendierte, versöhnte uns alle wieder – mit uns und dem Unabänderlichen. Abends gondelte ich mit meiner Frau auf unserem Sofa durch die neuerdings leeren Kanäle Venedigs, der Vollmond spiegelte sich im glasklaren Wasser, und das «Nessun Dorma», das ich aus voller Kehle schmetterte, erfreute nicht nur meine Frau, sondern auch die Nachbarn, die ihre Begeisterung durch lautes Hämmern gegen die Wand kundtaten. Andere Länder, andere Sitten eben.