
Habt ihr gehört?», flüsterten die Maden einander zu, «die ist tatsächlich angekommen.» So endet Franz Hohlers legendäre Geschichte von der kleinen, verspotteten Käferlarve, die es bis nach Asien geschafft und dort zu so viel Reichtum gebracht hatte, dass sie auf jedem Spielzeug die ihren Spöttern zugedachte Nachricht «Made in Hongkong» anbringen liess.
Eine Geschichte, wie der Witz in die Schweiz gekommen ist, dürfte bestimmt ähnlich fantasievoll zu schreiben sein. Obwohl deren Einwohner nicht wirklich bekannt für ihren Humor sind, steckt der Witz keck und selbstbewusst mitten im englischen Landesnamen. Und allen Klischees zum Trotz: Er steckt noch in vielem mehr. Dass ausgerechnet in der Schweiz das älteste Satiremagazin der Welt erscheint, muss man Ihnen ja nicht erst sagen – Sie halten es gerade in den Händen. Dass eidgenössisches Humorschaffen durchaus exporttauglich ist, beschränkt sich nicht nur auf Emil Steinberger, Marco Rima oder Hazel Brugger. Friedrich Dürrenmatts galliger Humor in «Die Physiker» etwa hat Bühnen und Schulstuben auf der ganzen Welt erreicht.
Die aktuelle Ausstellung «Made in Witzerland» im renommierten Forum Schweizer Geschichte in Schwyz kann man als Beleg dafür sehen, dass die wiederkehrende Beschäftigung mit dem eigenen Humor Teil unserer stets etwas verunsicherten Volksseele ist. Die gute Nachricht: «Made in Witzerland» ist ein wirksames Therapeutikum. Das würde hier sogar dann so stehen, wenn dem ‹Nebi› nicht so viel Platz an dieser begehbaren Bestandesaufnahme des Schweizer Humors zugedacht worden wäre.
«Made in Witzerland» bietet eine Bestandesaufnahme, die zugleich nach den historischen Wurzeln gräbt und auf der Höhe der Zeit ist. Im selbstironisch-biederen TV-Stübli finden sich Dutzende von Filmausschnitten und Fernseh-Sketchen von 1941 bis heute. Auch die ‹Nebi›-Ga-lerie bietet legendäre Boscovits- und Bö-Helgen genauso wie aktuelle Cartoons der gegenwärtigen Zeichnerinnenzunft. In der altmodischen Bauernstube zum «Kantönligeist» stösst man auf die frühesten gegenseitigen Charakterzuweisungen unter den alteidgenössischen Ständen.
Auf den zweifellos versifftesten Damen- und Herrentoiletten der Welt (Zugang empfohlen ab 18 Jahren) findet sich korrekt geschlechtergetrennt jener Latrinenhumor, der nur sehr selten niedergeschrieben, dafür umso häufiger politisch unkorrekt zugeraunt oder -geprustet wird.
Bei «Made in Witzerland» geht man übrigens zum Lachen in den Keller. Das Untergeschoss des Museums ist jeweils für Temporärausstellungen reserviert. Besser könnte es gar nicht passen. Ein Abstieg, der sicher die Stimmung steigen lässt.
Made in Witzerland
Museum
Forum Schweizer Geschichte
Zeughausstrasse 5
6430 Schwyz
Dauer
Bis zum 24. Januar 2021
Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag 10?–?17 Uhr
Montags geschlossen
Weitere Informationen
www.forumschwyz.ch