Acht Millionen und eine Zebra

Ralph Weibel | veröffentlicht am 01.04.2021

Ein Witz entlarvt den ganzen Mechanismus der Corona-Politik und -Massnahmen, die uns nunmehr seit über einem Jahr zu Masken tragenden, tumben Befehlsempfängern machen. Das Schlimmste an der ganzen Sache, es gibt Menschen, wie den staatlich finanzierten Sandro Brotz, die tatsächlich glauben, etwas zur Rettung der Menschheit beizutragen, indem sie jeden Kritiker diffamieren.

Acht Millionen und eine Zebra
Schlorian (Stefan Haller) | (Nebelspalter)

Beginnen wir mit dem lustigen Teil und dem versprochenen Witz, den mir ein Freund erzählte, als wir uns zufällig in der Todeszone trafen, sprich: ohne Maske in der samstäglichen Innenstadt.


Alain Berset und Guy Parmelin sitzen im Bundesratszimmer. Berset lacht sich halb tot. Parmelin fragt ihn, worüber er lacht. «Ich weiss, wie wir acht Millionen Schweizerinnen und Schweizer einsperren, ohne dass sich jemand dagegen zur Wehr setzt!», ruft er und flüstert Parmelin etwas ins Ohr. Karin Keller-Sutter tritt ins Zimmer und fragt nach dem Grund der unangebrachten Heiterkeit. «Wir wissen, wie wir den nächsten Lockdown organisieren», sagt Parmelin und Berset erklärt: «Wir sperren acht Millionen zu Hause ein und ein Zebra.» KKS schaut verwundert: «Weshalb ein Zebra?» Berset stösst Parmelin in die Seite: «Was habe ich dir gesagt Guy, kein Schwein interessiert sich für die eingesperrten Menschen.»


Mit Stellvertreterkriegen wurde schon immer vom eigenen Versagen, oder zumindest Unvermögen, abgelenkt. Im vergangenen Lockdownjahr zeigte sich dies geradezu exemplarisch. Mit Rationalität hat das Ganze schon lange nichts mehr zu tun. Und zwar auf beiden Seiten. Jede Kritik an den Corona-Massnahmen wird als Leugnung von Corona verallgemeinert, was offensichtlich falsch ist. Trotzdem leiten Leute wie Sandro Brotz, seines Zeichens vom Staat mit Zwangsgebühren finanzierter Arena-Moderator mit gesichertem Einkommen, daraus das Recht ab, besorgte Gastronomen, Arbeitnehmerinnen aus der Privatwirtschaft und Lockdownmüde als Covidioten zu beleidigen. Oder, um bei den Tatsachen zu bleiben, als «Flat Earther». Die Beleidigten beleidigen dann zurück und schon geht das Gezeter los und während der Shitstorm wütet, droht man, der Gerichtsbarkeit zu petzen, wie früher im Kindergarten. Ein mehr als erbärmliches Schauspiel.


Wer richtet über Richtig?
Auf der anderen Seite verläuft der Tunnelblick genau gleich, nur in entgegengesetzter Richtung. Um die Unfähigkeit des Bundesrates und seiner Corona-Taskforce zu belegen, wird jeder Misstritt, angefangen bei widersprüchlichen Massnahmen – unser städtisches Puff ist offen, unser Hallenbad nicht, weshalb ich ernsthaft überlege, mir ein neues Hobby zu suchen – genüsslich seziert. Besonders dafür geeignet sind die unsozialen Medien, wo jede und jeder jeden Schwachsinn verbreiten kann. Was, und da hätten wir schon wieder ein ähnlich gelagertes Problem, aus freiheitlicher Sicht gut, angesichts drohenden Missbrauchs schlecht ist. Doch wer soll jeweils darüber richten, was richtig oder falsch ist?

Meist bleibt ja auch keine Zeit, sich mit den Argumenten der Gegenseite auseinanderzusetzen. Viel zu stark ist man damit beschäftigt, sich zu empören und sich die Argumente zurechtzubiegen.

Wenn wir in den vergangenen zwölf Monaten etwas gelernt haben, ist es, wie man seine Argumente überzeugend unterstreicht. Zahlen helfen. Viele Zahlen mehr und noch mehr Zahlen am meisten. Am besten, man bombardiert die Menschen mit einem Zahlen- oder Superlativensalat, bis sie den Überblick verlieren. Massnahmengegner zählen Kantone mit Fallzahlen auf, Befürworter solche mit Steigzahlen.


Was ist nun mit dem Zebra?
Wer es nicht so mit Zahlen hat, darf Ein­zelschicksale zitieren. Womit wir wieder bei unserem Zebra wären. Natürlich ist es nicht schön, ein wildes Tier einzusperren. Dafür sinkt die Wahrscheinlichkeit für dieses, von einem Löwen gefressen zu werden gegen null. Vielleicht stirbt es dafür an Einsamkeit. Soll auch schon vorgekommen sein. Denn Zebras sind sehr gesellig und bilden häufig mit Antilopen, Gnus und anderen Paarhufern grössere Herdenverbände. Dabei lassen sich die Tiere gegenseitig einfach in Ruhe. Vielleicht sollten wir uns ein Vorbild an ihnen nehmen.

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