
Liebe Freunde und Freundinnen des Nebelspalters
Nachdem Sie vermutlich über unsere Konkurrenz erfahren haben, dass ich der neue Verleger des Nebelspalters bin, der diese alte Zeitschrift innert Kürze in die Luft sprengen will, ist es vielleicht eine gute Idee, wenn ich mich Ihnen auch noch vorstelle. Wer bin ich? Erstens, ich bin nicht lustig. Sagen die übrigen Journalisten. Zweitens, ich bin bürgerlich, das geht nicht, meinen die anderen Journalisten. Drittens, ich glaube an den Nebelspalter, deshalb habe ich ihn mit siebzig weiteren (alles bürgerlichen) Investoren übernommen, wobei der ehemalige Besitzer Thomas Engeli zu ihnen gehört. Alles wird nicht neu beim neuen Nebelspalter.
Warum glaube ich an den Nebelspalter? In Zeiten wie den unseren, wo viele Menschen es fast nicht mehr aushalten, eine andere Meinung zu hören, tut Humor gut. Wer mich kennt, weiss, auch ich gehöre manchmal zu den Heftigen, das heisst: Wenn ich an einer Debatte teilnehme, meine ich wirklich, was ich sage. Mit heiligem Ernst. Und doch, selbst wenn man das vielleicht nicht spürt, was ich bedaure, weiss ich, dass ich nicht alles weiss. Es könnte sein, dass der andere recht hat. Niemand weiss, wo Gott hockt. Humor hilft. Es ist diese Ironie gegenüber dem eigenen Standpunkt, die ich am Nebelspalter bewundere, wenn ich mir seine lange Geschichte vor Augen führe. Nie hat der Nebelspalter offengelassen, wo er steht, und doch tänzelte er, wo andere vor Wut im Boden versanken. Lachen, Spott, nie Häme: Der Nebelspalter steht für einen Humor, der menschenfreundlich ist.
Ich bin überzeugt, dass es den Nebelspalter braucht – mehr denn je. Nur wer über sich selber lacht, ist ernsthaft.
In diesem Sinne möchten wir den Nebelspalter in die nächsten hundert Jahre führen. Ich freue mich, wenn Sie dabei sind – womöglich nicht gerade die vollen hundert Jahre, aber 99 würde ich schon erwarten.
An dieser Stelle möchte ich Marco Ratschiller ganz herzlich danken. Er hat als Chefredaktor den Nebelspalter geprägt und zum Erfolg geführt – mit dem eigenen Witz und mit Grosszügigkeit so vielen anderen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen gegenüber. Gott sei Dank will Marco weiterhin für den Nebelspalter tätig sein. Sein Nachfolger wird Ralph Weibel, der den Nebi bestens kennt. Ich freue mich ausserordentlich, einen so guten Journalisten, Satiriker und Comedian für diese Aufgabe gewonnen zu haben. Wir werden es lustig haben.
Wenn Sie den Nebelspalter heute als Print abonniert haben, schenken wir Ihnen das digitale Abonnement für sechs Monate, damit Sie sich ein Bild machen können. Besuchen Sie den nebelspalter.ch! Das würde mich freuen.
Ich danke Ihnen für ihre Treue und ich bin gespannt auf Ihre Meinung, die Sie mir jederzeit mitteilen können: markus.somm@nebelspalter.ch
Markus Somm
Verleger