
Die Ursprünge der Zivilisation liegen in Mesopotamien, dem heutigen Irak. Im Spannungsfeld des Zweistromlandes beglückten die Götter die Menschheit, die sie zuvor in vitro aus terrestrischen Primitivo-Genen und himmlischen Samen zum Sapiens herangezüchtet hatten, mit den Annehmlichkeiten einer Hochkultur. Wasserklo, Kanalisation, Kläranlage waren Standard und Wechselstrom im Überfluss aus Euphrat und Tigris gab’s obendrauf.
Die Hominiden, nun Sapiens, befleissigten sich in Mesopotamien des Turmbaus. Sie wollten hoch hinaus, zu ihren Vätern und Müttern. Doch die babylonische Debatte, geführt in vielen Sprachen und ohne Simultanübersetzer, brachte das Projekt zum Einsturz. Eine grundlegende Neuorientierung von der Wechsel- zur Gleichstromkultur etablierte sich entlang des aus dem Herzen Afrikas entspringenden Stromkabels Nil. Ramses monopolisierte die Sonne als massgeblichen Energiespender allen Lebens und manifestierte seine revolutionäre Neuerung der Photovoltaik in pyramidaler Architektur, die einzig dem Zweck zu dienen schien, die Zeiten zu überdauern.
Göttliches Wissen
Aus der Kaderschmiede Ramses’ entsprang Moses, ein Ingenieur voll sprudelnder Ideen und Fachmann für Wasserspaltungstechnik. Der Mann klopfte an einen Felsen und setzte so das erste Wasserkraftwerk in Funktion. Wie er das angestellt hat, weiss nur Gott allein. Jedenfalls führte Moses sein Volk in ein Land, welches heute noch gelobt wird als unerschöpflicher Quell hochgeladener Spannungsfelder. Sein unorthodox genormte aber geerdetes Dreipolsteckersystem – der sogenannte JCI-Stecker – ist sowohl im Judentum als auch bei der Christenheit sowie dem Islam zu einem Dauerbrenner geworden und gewährleistet bis zum heutigen Tage hohe Spannungspotenzen. Garantieansprüche auf Kurzschlüsse aller Art können jederzeit bei wem auch immer geltend gemacht werden. Kabelbrand ist ausgenommen.
Fern des Nahen Ostens verliefen die zurückliegenden 2000 Jahre energietechnisch ineffizient, weshalb man das Zeitalter getrost als dunkel bezeichnen darf. Bis Thomas Alva Edison ein Licht aufging. Oder war es Nikola Tesla? Es ist müssig, im Nachhinein Äpfel mit Glühbirnen vergleichen zu wollen. Was einzig zählt, ist, dass nach Hunger, Pest und Cholerateralschäden die Menschheit endgültig erleuchtet wurde und schliesslich den ihr gebührenden Platz einnahm, der von nicht wenigen Agnostikern als zur Rechten Gottes positioniert wird. Auf so einem Platz bekommt man ungeheuren Appetit nach unerschöpflicher Energie und so schöpft man die Ressource ohne Wenn, aber auch ohne Aber.
Jetzt
Man merkt: Wir sind in der Jetztzeit angelangt. Fast. Ein kleines Jährchen nur sind wir noch in der Vergangenheit, in einer erst kürzlich zurückliegenden Vergangenheit, als wir alle noch dachten, dass eigentlich nichts mehr schiefgehen kann. Noch vor gut einem Jahr waren wir virtuelle Turmbauer, wachstumsgläubig bis in die Knochen, unsere Vision reichte bis in den Orbit und weit darüber hinaus. Doch huch! Es droht Ungemach am Horizont. Jemand hatte einen kultivierten Einfall über den Einfall eines unkultivierten Virenstammes aus dem Reich der Mitte. Werden wir schon wieder ein Artefakt und wird 2020 wieder ein Eintrag für die Geschichtsbücher? Aber nicht schon wieder! Sagt der pessimistisch gestimmte Chronist des Weltenlaufs. Nein. Diesmal nicht! Sagt der optimistisch getrimmte Digitalosoph. Diesmal haben wir vorgesorgt. Diesmal gehen wir nicht unter. Diesmal fallen wir nicht … auf uns selbst herein. Diesmal schlagen wir uns ein Schnippchen. So hochtechnisiert,
wie wir sind, schaffen wir das.
Zukunft
Zuerst werfen wir uns gemeinsam in den übermächtigen Mainstream, das Hauptstrom-Aggregat der Jetztzeit. Dann machen wir eine weltweite Zoom-Sitzung, in der wir als dauerfixende Impfomaten Erfahrungswerte über Langzeitwirkungen austauschen, welche dann die allheilbringende Pharma in den Beipackzettel schreiben kann. Die Abwärme der auf Hochtouren laufenden Superrechnerzentralen bringt derweil die Pole zum Schmelzen, was den Polsprung und eine Umpolung der Erde zur Folge hat. Wir resetten den Planeten. Gut wird böse und das Böse gut. Klaus Schwab sagt: «Das wird eine grosse Sache und es funktioniert.»
Alles, was uns dann noch zu tun bleibt, ist, uns unnötig bis überflüssig zu machen. Elon Musk macht, dass es funktioniert. Wir digitalisieren uns weg. Wir verzoomen die Perspektive. Das ist der Trick. Uns gibt es nicht mehr. Alles wird gut und keiner weiss Bescheid. Wer nicht mitmacht, wird deleted oder vom Blitz erschlagen. In dieser schönen neuen Welt, die am Horizont heraufglimmt, wird alles möglich sein.
Der Letzte macht dann das Licht aus, oder besser noch: Einer zieht den Stecker und wir verkrümeln uns durch die Steckdose. Wenn wir Glück haben, steht ein Schwein dahinter. Oder noch besser: Wenn wir Schwein haben, steht das Glück dahinter. Wer weiss das schon so kurz vor dem Lichterlöschen?