
Die Zeiten ändern sich, die Steuern bleiben. Was sich ändert, ist die Sprache. Steuern werden nicht mehr eingetrieben, das klingt zu durchsichtig. Heute wird Steuersubstrat generiert. Generieren tönt immer gut, nach grossem Zweck und hoher Schule.
Staatswesen sind Hefegebäcke. Ein Staat quillt auf mit Steuergeld. Das reicht zum Weiterquellen nicht aus, deshalb werden Schulden gemacht, bei den Banken, gegen Zins. Damit die Schulden bei den Banken verzinst werden können, braucht der Staat Geld. Weil dieses Geld aber bereits ausgegeben ist, beginnt der Staat zu sparen und neue Einnahmequellen zu suchen. Denn die Ausgabequellen sprudeln. Sparen kostet Geld. Das ist bloss auf den ersten Blick ein Widerspruch. Der zweite Blick eröffnet Abgründe und entblösst ein System. Wenn die Preisspirale sich nicht ständig nach oben dreht, erübrigt sich das Weitersparen.
Noch nie war die Welt bei uns so reich an Geld und Gütern. Wohin fliesst das eingesparte Geld, wohin wird es «gespült»? Sparen braucht Überfluss, denn erst der Überfluss ermöglicht Verschwendung und Verschwendung ruft nach Sparmassnahmen. In Wohlstandsgegenden ist Wachstum heilig. Darum müssen die Ausgaben wachsen.
Sehr viel Neues fällt den Magistraten meist nicht ein. Links werden höhere Steuern erfunden, rechts möchte man noch mehr sparen, und diejenigen, die den Braten fett machen würden, finden eh ein Schlupfloch. Es folgen lange Gespräche in weitem Bogen um den heissen Brei. Gelöst wird das Problem durch die Erhöhung der Tabaksteuer. Wie langweilig und ungerecht. Wenn man sich schon dazu entschliesst, Ungesundes mit Steuern zu belegen, dann bitte bei allem, was nicht guttut. Wir brauchen frische Steuerideen, beispielsweise die:
Fettsteuer: Zu viel Fett führt zu Fettleibigkeit, Mittessern und Cholesterinthrombosen. Fett belastet die Volksgesundheit und unterliegt darum per sofort der Steuerpflicht, der sogenannten Fettsteuer. Die Besteuerung der Menschen erfolgt nach Körperfettanteil, bei Renitenz droht Zwangsentfettung. Ab dem Pensionsalter ist das Körpergewicht dann Privatsache. Fett ist bloss die Spitze des Zuckerstocks und weist uns den Weg zur:
Zuckersteuer: Zucker greift die Zähne an, macht blass und weich. Zucker sollte eigentlich verboten werden. Doch ist der Aufbau einer Zuckerpolizei zu aufwendig, darum wird eine flächendeckende Zuckersteuer und eine Zuckerstreuersteuer erhoben. Im gleichen Paket steckt die nächste Steuer:
Milchsteuer: Milch ist für Kälber und Babys. Der Mensch ist das einzige Säugetier, welches ein Leben lang Milch zu sich nimmt. Ausgewachsene Milchtrinker neigen zu blasser Haut und überdehnten Mutterbindungen. Wer das Milchtrinken nicht lassen kann, der soll gefälligst dafür bezahlen. Denn die Verwaltung braucht Geld und hat noch weitere Steuern geplant. Eine davon ist die:
Papiersteuer: Wir brauchen zu viel Papier. Papier ist zu billig. Das haben die Bäume nicht gerne. Darum wird Papier steuerpflichtig, und zwar blattweise. Das führt zwangsläufig zu kürzeren Schreiben und vermindert die allgemeinen Umtriebe. Lauter Vorteile also, genau wie bei der:
Fernsteuer: Die Fernsteuer wird eingeführt, um das Leben zu beruhigen. Fernreisen für alle strapazieren Luft und Luftverkehr. Die hoch angesetzte Fernsteuer wird die meisten Leute zwingen, ihre Freizeit im eigenen Land zu verbringen und ihr Geld auch da auszugeben. Eine Folge der Fernsteuer ist die Perle unter den neuen Abgaben, die:
Höhensteuer: Wer ohne triftigen Grund hohe Berge besteigt, wird neuerdings höhensteuerpflichtig. Bergsteiger stürzen ständig ab und bestellen dann den Helikopter. Darum werden Wanderungen über der Baumgrenze taxpflichtig. Das schafft Arbeitsplätze an frischer Luft, und Bundesbern wird baden im Geld und trotzdem eine
zusätzliche Steuer erheben, die:
Fusssteuer: Wer viel umhergeht, der macht Umstände. Öffentliche Plätze, Wanderwege und Seepromenaden werden ausgetreten. Künftig wird jeder Schuh und jede Sohle mit einer Fusssteuer belegt, denn der zu Hause bleibende Mensch ist umweltschonender. Damit klatscht der Staat zwei Fliegen auf einen Streich. Mehr Umweltschutz und mehr Geld. Zusätzliche Mittel verspricht sich der Fiskus von der:
Tiefensteuer: Tiefenpsychologen, Tiefengräber, Tiefseetaucher und tiefe Blicke in fremde Gärten werden zukünftig mit einem Steuersatz belastet, der an Härte seinesgleichen sucht. Fragen Sie nun bloss nicht nach Sinn und Zweck dieser Steuer, sonst unterliegen Sie automatisch der:
Zwecksteuer: Das Verfolgen von Zwecken aller Art wird ab sofort mit einer Taxe von 100 Franken pro Zweck belastet. Durch Mittel geheiligte Zwecke kosten das Doppelte.
Wenn Ihnen ob dieser Aussichten schlecht geworden ist, gönnen Sie sich ein Getränk Ihrer Wahl, offeriert von der Obrigkeit. Die kann sich das jetzt leisten. Mit dieser Steuerreform wird das Budget saniert, die Arbeitslosigkeit beseitigt, und wir bleiben eine der führenden und schönsten Bürokratien der Welt.